Rinderfütterung in Wärmeperioden anpassen

Dr. Bernhard Lingemann, AGRAVIS Futtermittel GmbH

Drei Fragen an Dr. Bernhard Lingemann, AGRAVIS Futtermittel GmbH

Rinder sind in der Lage, hohe Temperaturen bis zu einem gewissen Grad ohne Leistungsverlust zu kompensieren. Aber ab wann bekommt das Tier Probleme? Von welchen Faktoren hängt es ab und was können Landwirt:innen dagegen machen? Tierarzt Dr. Bernhard Lingemann, AGRAVIS Futtermittel GmbH, klärt auf.

Welche Faktoren sind verantwortlich für Hitzestress beim Rind?

Lingemann: Zwei elementare Faktoren sind die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit. Das Tier benötigt eine bestimmte Körpertemperatur, um sich wohl zu fühlen und damit Stoffwechselprozesse effektiv ablaufen können. Um die Temperatur im Körper im optimalen Bereich zu halten, muss das Tier Energie aufwenden, wenn es zu kalt oder zu warm ist. Bei hohen Temperaturen muss es die Hitze an die Umgebung ableiten. Im Vergleich zum Menschen schwitzt eine Kuh jedoch nicht effektiv. Einen Teil der überschüssigen Wärme kann sie über das Hecheln abgeben. Herrscht allerdings eine hohe Luftfeuchtigkeit, ist die Verdunstung nur eingeschränkt möglich. Aus diesem Grund wird Hitzestress nicht allein an der Temperatur der Umgebung fest gemacht, sondern aus der Kombination von Temperatur und Luftfeuchtigkeit – dem sogenannten THI (Temperature Humidity Index). Um die aktuelle Situation für den Betrieb einschätzen zu können, gibt es im Internet Tabellen, aus denen der THI abgelesen werden kann.

Welche Folgen sind zu erwarten?

Lingemann: Neben einer verringerten Futteraufnahme und einer niedrigen Milchproduktion kommt es zeitversetzt oft zu Klauenerkrankungen und einer herabgesetzten Fruchtbarkeit. Im Zusammenhang mit der Hitze treten häufig auch Euterentzündungen auf. Die genauen Ursachen sind vielschichtig und teilweise sehr betriebsindividuell. Häufig wird das Abwehrsystem der Tiere mit weitreichenden Folgen negativ beeinflusst.

Was können Landwirt:innen tun, um die Herde gesund zu halten?

Lingemann: Einiges! Bei Hitzeperioden ist neben einer adäquaten Kühlung auch eine Anpassung der Fütterung ratsam. Der Einsatz von speziellen Mineralfuttern und eine Änderung der Ration hinsichtlich der Energieversorgung ist oft angebracht. Das führt zu fitteren Tieren im Stall und vermindert den Leistungsrückgang erheblich. Eine oft vergessene Tiergruppe sind die Trockensteher. Die Effekte von Hitzestress wiegen hier doppelt schwer, da die Leistung der Kuh für die kommende Laktation und die Leistung der Kälber stark negativ beeinflusst werden. Hitzestress ist in vielen Situationen vermeidbar – ökonomische Verluste durch fehlende Leistung und herabgesetzte Tiergesundheit damit ebenfalls.

Weitere Informationen zu einer betriebsindividuellen Ration gibt es bei den zuständigen AGRAVIS-Berater:innen vor Ort oder bei Tierarzt Dr. Bernhard Lingemann, Telefon 0251 . 682-2286 oder bernhard.lingemann@agravis.de.

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